NEC startet Firma für Supercomputer in Europa

Mit einem "Inaugurations-Symposion" und einem Festbankett feierte NEC gestern in Düsseldorf die Eigenständigkeit seiner Abteilung für Supercomputer. NEC, seit 1987 mit seinen Supercomputern auf dem europäischen Markt präsent, hatte die dafür zuständige Abteilung als eine von vielen innerhalb von NEC Europe geführt. Mit dem kontinuierlichen Wachstum der Superrechner wurde nun die Gründung der NEC High Performance Computing Europe GmbH fällig, die den Markt der Superrechner und vor allem den der stark wachsenden Linux-Cluster (32-Bit Linux) und Itanium-Systeme (64-Bit Linux und HP-UX) eigenständig beackern soll.

Zum Start, der formell schon am 1. Februar 2003 erfolgte, wurde der Bereich mit 80 Mitarbeitern ausgestattet, die nicht allein die Hardware verkaufen, sondern komplette Forschungsprojekte betreuen sollen. Als erfolgreiche Beispiele wertete Tadeo Kondo, bei NEC für alle Computerprodukte zuständig, den Verkauf von Superrechnern an das Deutsche Zentrum für Klimaforschung und an das englische Pendant MetOffice. Kondo, der das Wachstum im übrigen Computermarkt als "flat" skizzierte, ging in seiner Vorstellung der neuen Firma davon aus, dass in Europa der Markt für Supercomputer jährlich um 13 Prozent wachsen wird. Während dabei die klassischen Superrechner, die Reihe der NEC SX-Vektorrechner mit 5% Marktanteil stagnieren, soll vor allem der Bereich der Linux-Cluster und der 64-Bit-Systeme auf Itanium-Basis für Schwung sorgen. So sei die starke Präsenz von Linux-Clustern auf Basis der Express 5800 Blade Server in der deutschen Automobilindustrie im Verein mit dem in Deutschland angesiedelten Linux Competence Center eine gute Basis für den Ausbau des Geschäftes.

Der erste NEC Supercomputer in Europa wurde im September 1987 beim holländischen Forschungszentrum für Luftfahrt (NLR) installiert, es war eine SX-2 mit einer Leistung von 1,3 GFlops. Aktuell sind in Europa 180 Systeme der SX-Klasse installiert, davon 70 Systeme mit insgesamt 533 CPUs auf der Basis der Top-Modells SX-6. Die durschnittliche Leistung dieser Systeme liegt NEC zufolge mittlerweile bei 1,5-1,9 TFlops. In ihrem Vortrag über die Zukunft des Hochleistungsrechnens in Europa wies Georgia Efthymiopoulou, EU-Projektkoordinatorin für wissenschaftliche Hochleistungsrechner, auf besonders gelungne Kooperationen hin, die ausgebaut werden müssten. Als Beispiel nannte sie das SimBio-Projek, bei dem das Max Planck-Institiut für Neuroscience als leitendes Institut und NEC als Koordinator hervorragende Arbeit geleistet hätten. Das neue Grid-Projekt GEMSS (Grid-Enabled Medical Simulation Services) würde die Arbeit fortführen.

Angesichts der guten Marktaussichten für die eigenen Supercomputer, die Hochleistungsrechner auf Itanium2-Basis und die Linux-Cluster habe man bei NEC 30 Minuten für die Entscheidung gebraucht, eine eigenständige Firma zu gründen, betonte Computer-Chef Tadao Kando vor Journalisten. Die nötigen Formalia zur Gründung der GmbH hätten sich dann seit Juni 2002 in die Länge gezogen. Als nächstes großes Ziel bezeichnete Kando die Entwicklung der Supercomputer-Baureihe SX-7. "Mit der SX-& haben wir Schrankgröße erreicht, bei der SX-7 werden kartengroße Module die wichtigste Rolle spielen."

In seinem Inaugurations-Vortrag blickte Cheftechniker Masao Fukuma noch etwas weiter in die Zukunft und bezog sich auf den derzeit stärksten Supercomputer, den von NEC gebauten "Earth Simulator" mit 40 TFlops Spitzenleistung. Dieses System wird zur Wetteranalyse wie dem El-Nino-Phänomen eingesetzt. "Der Petaflop-Computer wird kommen, wenn wir im Bereich von 5 nm fertigen können. Dann wird der Earth Simluator (Maße 50x65 Meter) 1/30 seiner heutigen Größe haben. Kleiner geht es dann nicht mehr." Fukuma zeigte sich zuversichtlich, dass die Technik des Qantencomputing weitere Fortschritte bringt. Schon heute seien die Ergebnisse sehr ermutigend, die NEC im Labor mit seinen Qubit-Systemen erzielt habe. (Detlef Borchers)/ (cp/c't)

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